Entlassung an der Realschule Beckum Rudolf Grothues, Juni 23, 2016Juni 21, 2018 Grußwort der Klassenlehrer/innen: Ulrike Tönnies-Kaiser, Henrike Frehe, Lana Morley und Klaus Winter (von links) Liebe Schülerinnen und Schüler! Liebe Eltern! Sehr geehrter Herr Wolf! Sehr geehrtes Kollegium! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zur Feierstunde anlässlich des Schulabschlusses der zehnten Klassen begrüße ich Sie alle sehr herzlich! Den frisch gebackenen Absolventinnen und Absolventen spreche ich meine herzlichsten Glückwünsche aus. Gemeinsam mit Ihren sicherlich stolzen Eltern feiern Sie heute Ihren Abschluss, ebenso wie mit Ihren Lehrerinnen und Lehrern, die Sie all die Jahre an der Städtischen Realschule Beckum begleitet haben. Jede und jeder Einzelne hat etwas geschafft, auf das er oder sie stolz sein kann. Sie stehen heute im Mittelpunkt, Sie dürfen sich heute heldenhaft fühlen. Das wird ja heute auch gebührend gefeiert. Aber was ist ein Held? Nun, wir verstehen darunter jemanden, der herausragende Fähigkeiten und Eigenschaften hat, die ihn zu besonderen Leistungen, seinen Heldentaten, bringen. Das gilt für reale Helden ebenso wie für Helden von Mythen und Sagen ebenso wie für Filmhelden. Im Film sind es oftmals auch die tragischen Helden, die besagte Eigenschaften eben gerade nicht haben, aber vielleicht die Chance bekommen, sie zu erlangen. Jedem guten Film liegt ein gutes Drehbuch zugrunde. Sicherlich haben Sie schon einmal davon gehört, wie Drehbücher aufgebaut sind. In den allermeisten Fällen gibt es einen Helden, ganz gleich ob weiblich oder männlich, ob tierisch oder menschlich. Und dieser Held geht auf eine sprichwörtliche Reise. Das nennen die Drehbuchschreiber denn auch „Heldenreise“. Damit ist nicht unbedingt eine echte Reise gemeint. Gemeint ist viel mehr der Reifungsprozess des Helden, den die Zuschauerinnen und Zuschauer über die gesamte Handlung verfolgen. Am Anfang eines Drehbuchs oder Films werden die Zuschauer in den Plot eingeführt. Wo handelt etwas, wann und vor allem wer handelt da? Diese Phase ist vielleicht vergleichbar mit dem Ende Ihrer Grundschulzeit. Sie waren in der alten Schule zu Hause, hatten Ihre Freunde, kannten dort alles. Das liegt nun schon sechs Jahre zurück. Danach begann Ihre Heldenreise an dieser Schule. Im Film kommt nach der Einführungsphase dann nämlich schon bald der sogenannte Wendepunkt. Das ist der Punkt, an dem der Held die Reise startet. Im übertragenen Sinne heißt das: Die bisherige Welt verändert sich plötzlich, da lauern besondere Herausforderungen. Im Film wird da z. B. gerade der Weltuntergang angedeutet und nach und nach wahrscheinlicher. Oder der Held erfährt, dass er übermenschliche Kräfte hat. Oder gleich beides. Es kann auch sein, dass der Held von einer Pechsträhne verfolgt wird und nach und nach sein Glück findet. In Ihrem Fall war es hoffentlich kein zu drastischer Wendepunkt, als Sie hier herkamen. Sie hatten erst einmal neue Mitschülerinnen und Mitschüler, viele neue Lehrerinnen und Lehrer, neue Fächer, anspruchsvollere Klassenarbeiten. Sie haben sich hier sicher bald eingelebt. Auch der weitere Verlauf an der Schule war dann hoffentlich nicht so, wie ein Film dann normalerweise weitergeht. Im Film spitzt sich das Problem des Helden oder der Heldin nämlich immer weiter zu. Bei manchen Filmen kann man aber auch schon erste Erfolge bei der Bewältigung einer großen Herausforderung beobachten. So ähnlich wird das auch bei Ihnen gewesen sein. Im Film droht dann, kurz vor dem Höhepunkt, vor der sogenannten Klimax, der Held noch zu scheitern. Hat er sich doch zu viel vorgenommen? Geht die Welt doch unter? Und werden die Gegenspieler gewinnen? Wird er den Schatz finden? Wird er seinen Schatz am Ende bekommen? Auf Sie übertragen wären das Fragen wie: Gibt es noch die Qualifikation? Klappt das mit der Lehrstelle? Werden die letzten Klausuren und Prüfungen gut genug bewertet? Gerade in diesem Augenblick sind wir alle Zeugen Ihrer persönlichen Klimax. Am Ende einer jeden Reise wird der Held nämlich für seine Taten belohnt. Und so bekommen Sie heute die Meriten für Ihren Fleiß und Ihre Ausdauer. Ihre Heldenreise ist – zumindest was Teil 1 Ihres Films betrifft – nun zu Ende. Wie bei jedem Happy End haben Sie sich und Ihre Situation gegenüber dem Anfangsplot deutlich verändert. Sie sind − nicht nur sprichwörtlich − gewachsen, und Ihre Persönlichkeit ist gereift. Sie haben sich den Anforderungen immer wieder neu gestellt und sie bewältigt. Sie haben viel gelernt, sowohl für die einzelnen Fächer und Klassenarbeiten, wie auch fürs Leben. Jeder gute Kinoheld, jede gute Kinoheldin bekommt Gefährten zur Seite gestellt, die ihn oder sie begleiten und die ihm oder ihr weiterhelfen. Sie haben hier hoffentlich viele Freunde gefunden, und die Lehrerinnen und Lehrer haben Sie nach Kräften unterstützt. Auch wenn Sie Ihre Entscheidungen in Zukunft mehr und mehr alleine fällen werden, auf den guten Rat durch andere, vor allem durch Ihre Eltern, müssen Sie ja deshalb nicht verzichten. Helden zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie selbstbewusst, mutig und zielgerichtet die Dinge anpacken. Das wünsche ich Ihnen für die nächsten Folgen, für die Sie das Drehbuch selber schreiben werden. Sie werden jetzt in verschiedene Richtungen gehen, eine Ausbildung beginnen oder auch weiter zur Schule gehen. Es wird neue Wendepunkte in Ihrem Leben geben, mit neuen Herausforderungen, neuen Zielen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihre Ziele erreichen und dass die Heldenreise immer gut ausgeht. Helden werden am Ende von den anderen gefeiert. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine schöne Feier! Schule